Wettbewerb im europäischen Fernverkehr geht in neue Runde

Geschrieben am 12.12.2025
von Tobias Lipser

Ab 2026 nimmt ein neuer Player im europäischen Fernverkehr die Arbeit auf. Im März nächsten Jahres startet GoVolta aus den Niederlanden mit Verkehren von Amsterdam nach Hamburg und Berlin, jeweils dreimal pro Woche. Das soll ein erster Schritt sein und weitere Verkehre in Europa sollen folgen. Die Idee dahinter: Kostengünstige Alternativen zum Fliegen und dem „teuren“ Schienenverkehr. mobifair sieht Parallelen zu FlixTrain. Jedoch anders als beim Konkurrenten in grün, gibt es zwei Klassen, ein Bordbistro und die Fahrten sind grenzüberschreitend. Die Fahrkarten können außerdem direkt als Städtereisen gebucht werden, also inkl. Unterkunft. Maarten Bastian, Mitgründer von GoVolta fasst es zusammen, „Unser Ansatz ist simpel: günstige Tickets und immer ein garantierter Sitzplatz.“

Günstige umweltfreundliche Alternative zum bestehenden Verkehr, insb. zum Flugzeug, klingt gut, aber wie funktioniert das? Wie GoVolta berichtet, liegt die Verantwortlichkeit hinsichtlich Produkt, kommerzieller Strategie, Fahrplänen, Netzwerk und Bordpersonal beim Unternehmen. Der Zugbetrieb selbst, inklusive Lokführer, der Planung und der täglichen Durchführung, erfolgt durch Keolis Nederland. Brouwer Technology ist für die Technik und Instandhaltung des Rollmaterials zuständig. Nach eigenen Angaben verbindet GoVolta mit dieser Aufteilung ein eigenständiges, klar positioniertes Kundenprodukt mit der operativen Erfahrung etablierter Bahn- und Wartungspartner. Die strategische Zusammenarbeit mit Keolis und Brouwer Technology bereite zudem eine weitere europäische Expansion vor.

Diese soll zukünftig Kurz- und Mittelstreckenflüge sowie Autofahrten zwischen den Niederlanden, Deutschland und Frankreich ersetzen. „Wir wollen, dass Reisende in Deutschland genauso selbstverständlich den Zug nach Amsterdam nehmen wie heute Flugzeug oder Auto. Wenn Preis, Einfachheit und Zuverlässigkeit stimmen, steigen deutlich mehr Menschen um“, sagt Hessel Winkelman, ebenfalls Mitgründer von GoVolta. „Nach den Niederlanden und Deutschland wollen wir unser Netzwerk in Europa ausbauen – GoVolta soll zur Low-Cost-Bahn für internationales Reisen in Europa werden.“ Dieses Segment wird bisher von kaum einem Unternehmen bedient.

Die europäische Kommission wird das freuen. Die weitere Liberalisierung des europäischen Schienenfernverkehrs und der Ausbau des grenzüberschreitenden Wettbewerbs sind formulierte Ziele. Die geplanten Erweiterungen von GoVolta gehen in diese Richtung. In Zukunft soll es höhere Frequenzen Amsterdam – Hamburg, Berlin und Paris geben und potenzielle neue Verbindungen Richtung Frankfurt, München, Kopenhagen, Brügge und Basel.

mobifair wird diese Entwicklung weiter aufmerksam beobachten. Mehr Verkehr von der Straße, oder in diesem Fall auch aus der Luft, auf die Schiene ist erstrebenswert. Die Stellschraube darf jedoch nicht bei den Lohn- und Sozialstandards der Kolleg*innen, die diese Verkehre umsetzen, liegen. Gerade bei Verkehren über mehrere Landesgrenzen hinweg wird entscheidend sein, welche Bezahlung zugrunde gelegt wird und ob man sich dabei bei Subunternehmen bedient. Ein besonderes Augenmerk wird mobifair auch auf die Arbeits- und Ruhezeiten legen. Wenn Wettbewerb, dann fair und das in allen Bereichen.