Über 52 Millionen Mal verkaufte sich das 9-Euro-Ticket. In Deutschland wurde der ÖPNV wie nie zuvor genutzt und auf die Probe gestellt. Die Bahner*innen haben aufgeatmet, als es vorbei war. Sie hatten den großen Ansturm an zusätzlichen Fahrgästen ohne mehr Personal aber zusätzlichen Ausfällen durch Corona zu stemmen. Für Bund und Länder war hingegen klar: Wir brauchen ein Nachfolgemodell!
Das kommende 49-Euro-Ticket, das ab Januar verfügbar sein soll, ist preislich bereits etwas höher als sein Vorgänger. Was steckt nun alles in der Wundertüte dieses Tickets?
Das Prinzip ist simpel: Für 49 Euro im Monat können alle Busse und Bahnen des Nahverkehrs in ganz Deutschland genutzt werden. Die Ampelkoalition plant jährlich 1,5 Milliarden Euro dafür zur Verfügung zu stellen – unter der Voraussetzung, dass die Länder noch einmal dieselbe Summe zur Verfügung stellen!
Doch das Geld wird zum Großteil für den Ausgleich der hohen Energiepreise und höhere Löhne draufgehen. Denn in den kommenden Tarifrunden brauchen die Kolleginnen und Kollegen endlich eine Kompensation der Inflation und Anreize, in der Branche zu bleiben. Außerdem fehlt Personal an allen Ecken und Enden. Ein Ausgleich für fehlende Einnahmen ist also in diesen 3 Mrd. Euro sicher nicht drin. Dem Verkehrsverbund Rhein Ruhr fehlen nach eigenen Angaben 2023 rund 570 Millionen Euro. Die Bund-Länder Arbeitsgruppe rechnet damit, dass alleine zur Fortsetzung der bisherigen Verkehre bis 2030 rund 30 Milliarden Euro fehlen.
Aktuell ist das 49-Euro-Ticket eindeutig staatlich unterfinanziert – und bedeutet starke Kosten für den Staat, wenn das Angebot dauerhaft funktionieren soll. Die Unterfinanzierung des Tickets birgt so einige Risiken: Gibt es zu wenig Geld, dann droht die Abbestellung von Leistungen in großem Umfang. Zahlreiche Arbeitsplätze sind damit in Gefahr. Die verbleibenden Verbindungen müssten dann zudem noch viel mehr Reisende aufnehmen. Für die Kolleginnen und Kollegen in den Zügen und an den Bahnhöfen ist das dann kaum noch leistbar.
Im Städtischen Verkehr ist es auch nicht besser, denn die müssen zum Großteil mit Fahrgeldeinnahmen und Ausgleich von Schülerverkehren auskommen. Die leeren Kassen vieler Städte werden kaum in der Lage sein, die fehlenden Einnahmen zu kompensieren. Also droht auch hier die Einstellung zahlreicher Verkehre.
Das Ticket ist nicht nur für den Staat kaum finanzierbar – Verbraucherschützer und Sozialverbände stufen das Ticket auch für potentielle Kundinnen und Kunden als zu teuer ein. Laut einer Befragung des Institut Insa befürworten zwar 65% der Befragten die Einführung des Tickets, jedoch würde rund die Hälfte sich kein Ticket zulegen.
mobifair meint: Will man den Umstieg vom Auto in die Busse und Bahnen anregen, dann reicht das alles nicht aus. Dafür braucht man ein belastbares Konzept, Geld, einen Ausbau der Infrastruktur und ein solides Angebot mit ausreichenden Kapazitäten. Die Idee eines 49 Euro Tickets ist gut! Um mehr Menschen für den öffentlichen Verkehr zu gewinnen, brauchen wir sicherlich bezahlbare Fahrpreise und viel billiger geht es einfach nicht, sonst leiden am Ende die Beschäftigten darunter und der ÖPNV ist insgesamt stark belastet, wie es schon bei dem 9-Euro-Ticket der Fall war. Verkehrsminister Wissing muss jedoch beachten, dass das Gesamtpaket stimmen muss, sonst wird das Gegenteil erreicht. Es wäre schön, wenn die Entscheidungsträger die Fachleute besser einbinden würden, denn gut gemeint heißt noch lange nicht gut gemacht!